Schwarz-weiss Fotoausarbeitungen









Die Flaktürme konnten nach Kriegsende aufgrund ihrer Lage im dicht bebauten Stadtgebiet nicht gesprengt werden. Heute wäre eine Abtragung unter hohem Aufwand möglich, die Türme sind aber in ihrer ursprünglich erhaltenen Form zu Mahnmälern geworden und stehen unter Denkmalschutz.
Die Bilder entstanden durch die Manipulation von schwarz-weiss Negativen beim Ausarbeiten in der Dunkelkammer. Mit dem teilweisen Einschmelzen der Negative verflüssigt sich das Abbild der Türme, was einen Gegensatz zu ihrer realen Massivität darstellt. Die Auflösung des Abbildes steht aber auch für die schwindende Erinnerung an die ursprüngliche Funktion der Flaktürme.

Flakturm und Fliegerabwehr


Nachdem Kämpfe und Luftangriffe auch immer mehr auf Wien übergriffen, ordnete Adolf Hitler den Bau der Flaktürmen in Wien an. Die Alliierten flogen ab Herbst 1943 ihre Ziele in Österreich von Flugbasen im süditalienischen Raum an, in Verbänden von durchschnittlich 500 Bombern und in einer großen Höhe von etwa 6.500 Metern. Im Zeitraum von August 1943 bis März 1945 konnte die 24. Flakdivision etwa 135 Bomber abschießen, das entspricht einem verschwindend kleinen Anteil der tatsächlich geflogenen Einsätze. Die FLAKs haben imsgesamt weniger als 1% der angreifenden Flugzeuge wirklich abgeschossen, 30% wurden lediglich beschädigt.
Die Arbeit (digitale Bildbearbeitung) zeigt eine Formation von diffus wie Wolken über dem Augarten fliegenden Flugzeugen.

Wohnhaus im Flakturm


Die Arbeit simuliert mit den Mitteln digitaler Bildmontage eine ironische Nutzung des Leitturms im Arenbergpark als Gemeindewohnhaus und Einkaufscenter.
Die ersten Entwürfe für eine Nachnutzung in der Nachkriegszeit (als Lager, Garagen, aber auch als Wohnbau) versuchten den einstigen Verwendungszweck der Flaktürme durch Ummantelungen unkenntlich zu machen. Inzwischen wird der rohe Zustand der Türme geschätzt. Sie stehen unter Denkmalschutz.
Für die Errichtung der die Flakturm-Baustelle mit Material beliefernden Feldbahn zwischen Donaukanal und Arenbergpark wurde das Haus Landstraßer Hauptstraße 94 als Durchbruch zur Neulinggasse abgerissen. Nach dem Krieg wurde an dieser Stelle ein Gemeindebau errichtet.
In der Arbeit wird der Flakturm selbst zum Gemeinde-Wohnbau. Firmen-und Ausverkaufsanschriften spielen auf die kommerzielle Nutzung historischer Bauten an, die meist deren ursprüngliche Funktion verschleiert.
Zuletzt gab es eine im Bezirk heftig geführte Auseinandersetzung um die künstlerische Umgestaltung des Gefechtsturms in den vom MAK geplanten CAT-Art-Tower. Anrainerproteste wehren sich gegen eine Beeinträchtigung der Parkidylle durch einen geweblichen Betrieb im Flakturm.

Schatten eines Soldaten


Diese digitale Bildbearbeitung zeigt den durch einen Bilderrahmen auf den Gefechtsturm Arenbergpark geworfenen Schatten eines Soldaten. In den letzten Kriegsjahren wurden alle wehrfähigen Männer einbezogen, sodass letztlich sogar Schuljungen Dienst bei den Flakbatterien leisten mussten. Auch in den Schutzräumen der Flaktürme fanden zuletzt nur Frauen, Kinder und ältere Menschen Zuflucht. Von den Männern blieben nur die Erinnerungsbilder.

Überblendung


Das Bild zeigt die digital simulierte Projektion eines Filmstills aus Leni Riefenstahls "Triumph des Willens", einem der einflussreichsten Propagandafilme der NS-Zeit, auf den Gefechtsturm Arenbergpark. Dem Dokumentarfilm liegen Szenen vom Nürnberger Parteitag der NSDAP 1934 mit seinen inszenierten Paraden und Aufmärschen zugrunde. Siegfried Krakauer bezeichnete die Einordnung der Einzelnen in ein streng formal konzipiertes Gefüge in diesem Zusammenhang als "Ornament der Masse".
Die NS-Verantwortlichen verfolgten auch mit architektonischen und städtebaulichen Planungen ein ähnliches Konzept der Demonstration ihres gigantomalischen Machtanspruchs. Auch die Flakturme sollten nach ihrem funktionalistischen Einsatz mit Naturstein verkleidet werden. Von den Berliner und Hamburger Flaktürmen sind Pläne von Umgestaltungen bekannt, bei denen Gefechts- und Leittürme in einen Aufmarschplatz integriert werden. Wegen der Zeitnot wurden für die Wiener Flaktürme keine konkreten Pläne für eine Nachkriegsnutzung entwickelt, aufgrund der Unzerstörbarkeit der Türme ist aber davon auszugehen, dass sie angedacht war.
Die Fotomontage soll an das Regime, unter dem die Flaktürme entstanden sind, erinnern.

Details Gefechtsturm




Die Wiener Flaktürme wurden zur Zeit immer stärker einsetzender Luftangriffe 1942/43 möglichst rasch gebaut. Auf Details, die formal eine geplante Nachnutzung vorwegnehmen, verzichtete man großteils aufgrund der Zeitnot. Die obere Auskragung scheint dagegen ein reines formales Element zu sein. Die früher auf den unteren Plattformen platzierten leichten Geschütze gegen Tiefflieger wurden zur Zeit des Wiener Flakturmbaus nicht mehr eingesetzt.
Der Gefechtsturm im Arenbergpark hat einen Grundriss von 47 x 47 m und eine Höhe von rund 42 m. Bei diesem Gefechtsturmtyp wurde auf die vielen Fensteröffnungen von früheren Türmen (errichtet in Hamburg und Berlin) verzichtet. Die Außenwände der Stahlbetonkonstruktion haben eine Stärke von 2 bis 2,5 m, die oberste Decke ist rund 3,5 m dick.
Die Türme stehen heute als massive Volumina aus Stahlbeton im städtischen Raum.

Betonfassade


Detailansichten der Außenfassade. In den Plänen zum Flakturmbau war vorgesehen, die Türme nach Kriegsende als Repräsentationsbauten zu verwenden. Dazu sollten sie umgestaltet und die Sichtbetonfassade verkleidet werden. Es gibt mündlich Überlieferungen, wonach geplant war, nach dem "Endsieg" die Wiener Türme mit Marmorplatten zu ummanteln. Aufgrund der Bauzeit kurz vor Kriegsende 1942/43 wurde dieses Vorhaben nicht mehr verwirklicht. Die Wiener Flaktürme bestehen heute nahezu im Originalzustand und stehen unter Denkmalschutz.

Anweisungen und Beschriftungen









Mit der Nutzung der Flaktürme als Luftschutzbunker wurde eine vermeintliche Fürsorglichkeit propagandistisch inszeniert. Der Gefechtsturm im Arenbergpark bot in den unteren Geschoßen Platz für Luftschutzräume, in der fünften Etage befand sich ein Spital. Die Angaben darüber, wie viele Menschen in einem Flakturm Schutz suchten, reichen von 15.000 bis 40.000.
In einem um den Turm laufenden Gang wurden die Bewegungsströme gelenkt. Für die Zivilbevölkerung und das Flakpersonal gab es getrennte Eingänge, Stiegenhäuser und Aufzüge.
Die Schriftzüge "Mutter und Kind" oder "Nur Soldaten der Wehrmacht in Uniform" an den Außenwänden der beiden Türme im Arenbergpark sind heute nach wie vor lesbar. Im Inneren findet man ebenfalls noch diverse Beschriftungen und Anweisungen, die den Aufenthalt in den Schutzräumen regelten. Bis zum obersten Geschoß führen auch Aufzüge. (Abb.: Aufschrift über dem Aufzug in der Spitalsetage)

Stiegenhaus






Der Strom der bei Fliegeralarm Zuflucht suchenden Massen wurde über verschiedene Zugänge und Treppen gelenkt, wobei es eigene Eingänge für priviligierte Personen (ArbeiterInnen in kriegswichtigen Betrieben) gab. Dennoch kam es bei den Einlässen zu Gedräge und hysterischen Szenen. Ausgerüstet mit dem Notwendigsten mussten tausende Menschen viele Stunden zum Teil in den Stiegenhäusern stehend verbringen.

Haustechnik






Heiz- und Klimatechnik im Gefechtsturm Arenbergpark.
Jeder Flakturm verfügte über eine autarke Infrastruktur. Dazu gehörten ein Brunnen, Trinkwasseranlagen, Belüftungseinrichtungen und Kraftwerke für die Stromversorgung. Die Schutzräume waren gegen Kampfgase und Sprengstoffe abgeschirmt.

Sanitäranlagen



Abb.: Sanitärnlagen
Die Flaktürme waren als autarke Systeme konzipiert, dazu gehörten auch ein eigener Brunnen, Trinkwasseraufbereitung und Abwasser.

Munitionsrohr




Zum Transport der schweren Munition aus den Lagerräumen in den unteren Geschoßen nach oben waren Kettenaufzüge vorgesehen, deren Betrieb jedoch nicht funktionierte. So mussten die Geschütze vom Depot von Jugendlichen hinaufgetragen werden. Eine Granate hatte ein Gewicht von 50 kg, sie befand sich in einer Kiste, die ebenfalls 20 kg Eigengewicht hatte. Die leeren Patronenhülsen wurden über ein Rohr entsorgt.

Plattform










Abb.: Die vier FLAK-Zylinder, z.T. mit Beschädigungen durch Angriffe.
Die Gefechtstürme waren mit je vier, meist 12,8 cm-Zwillings-Flakgeschützen bestückt, die mit ihren sich überdeckenden Schussweiten (20-22km) den Luftraum kontrollieren sollten.
In den späten Kriegsjahren wurden die Flakbatterien an die Front geschickt. Danach kamen auch Lehrlinge und Schüler, manche nicht älter als 15 Jahre, als Luftwaffenhelfer bei den FLAKs zum Einsatz.

Leitturm

Abb.: Blick vom Gefechtsturm auf den Leitturm.
Wegen der starken Rauchentwicklung und der Erschütterung beim Abschuss der Geschütze musste man die Messgeräte auf einem eigenen Turm unterbringen. Daher die Trennung von Gefechtsturm und Leitturm, auf dessen oberer Plattform sich der "Würzburg-Riese" befand, der Daten über angreifende Flugzeuge maß und an die Gefechtstürme übermittelte.








Abb: Ansichten Leitturm Arenbergpark.
Auch der Leitturm weist 8 Stockwerke sowie einen Keller auf. Auf Höhe des 7.Stocks befindet sich an der Außenseite die Plattform für die leichte Flak mit je zwei "Schwalbennestern" auf jeder der Längsseiten. Die unteren Plattformen - bei früheren Bauarten von Flaktürmen in Deutschland noch für die Abwehr von Tieffliegern genutzt - wurden in Wien nie mit Geschützten bestückt, da die Luftangriffe nun ausschließlich von großer Hohe geflogen wurden. Sie wurden dennoch bis zuletzt errichtet, womöglich aus rein gestalterischer Absicht oder um die Türme auch von unten funktionstüchtig aussehen zu lassen. Die Wiener Flaktürme haben je unterschiedliche Höhen, ihre obersten Plattformen liegen jedoch auf gleichem Niveau über dem Meerespiegel, was die Koordination erleichterte.

Der Bau der Flaktürme erhielt die höchste Dringlichkeitsstufe was Materiallieferung und die Zuteilung von Arbeitskräften betraf. Da deutsche bzw. österreichische Arbeitskräfte zunehmend einberufen wurden, setzte man auch Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und Häftlinge aus den Konzentrationslagern beim Bau ein. Die "Arbeiterlager" für die Flakturmbaustellen befanden sich bei der Nußdorfer Schleuse zwischen Donaukanal und Donau, weitere Arbeiter-Unterkünfte im 4. Bezirk und wahrscheinlich auf den Baustellen selbst.
Der Bau wurde vor allem auch durch Probleme bei der Materialzulieferung erschwert. Für die Türme im Arenbergpark wurden mit einer eigens errichteten Feldbahn die Baumaterialien vom Donaukanal über die Neulinggasse/Wassergasse zur Baustelle transportiert. Nach Kriegsende wurde in der Schneise ein Gemeindebau errichtet.

Parkbenutzung






Die Flaktürme in Wien befinden sich in dicht bebauter Umgebung. Eine Sprengung war deshalb nach dem Krieg nicht möglich. Bis heute flankieren die beiden Türme baulich unverändert den Arenbergpark. Obwohl keine Hinweistafel im Park zu finden ist, haben die Türme die Funktion von Mahnmälern.
Der Gefechtsturm wird vom Museum für Angewandte Kunst als Gegenwartskunstdepot genutzt.
Einige der vertretenen KünstlerInnen setzten sich auch in eigens konzipierten Arbeiten mit dem Turm auseinader. Das MAK plant mit dem CAT-Projekt darüber hinaus eine nach außen sichtbare künstlerische Intervention, Veränderung und Belebung des Turms, was bei den Anrainern jedoch auf massive Ablehnung stößt.